Wu Xing in den Kampfkünsten

Die Theorie der 5 Wandlungsphasen/5 Elemente ist, wie wir gesehen haben, mit vielen anderen Theorien, Ideen und Künsten kombinierbar. Wu Xing – sowie Yin und Yang – Theorien fließen in die TCM, in die Ernährungsmethode, in Feng Sui (chin. Geomantie) aber auch in die Kampfkünste mit ein. So z. B. in die 5 Methoden zum Entwickeln von Gefühl in Quan-Fa (Chuai-mo). Laut dem Lexikon der ostasiatischen Kampfkünste von Werner Lind bedeutet Chuai: „schätzen, vermuten“. Mo bedeutet: „studieren, forschen“. Chuai-Mo sind Methoden, die nächste Technik des Gegners zu erforschen und richtig einzuschätzen. Diese Methoden können bei rechter Konzentration in den Formen (Tao-Zu) geübt werden. Vor allem werden sie aber in Partnerübungen geübt.

  1. Tie = Ankleben
  2. Nian = Anhaften
  3. Sui = Nachfolgen
  4. Lian = Mitbewegen
  5. Bu Diu Ding = Durch Entsprechung nicht verlieren

In Kombination mit WU-XING entspricht:
Tie Jin/Metall
Sui Mu/Holz
Bu-Diu-Ding Tu/Erde
Nian Shui/Wasser
Lian Huo/Feuer

Im Bereich der Kampfkünste haben die Wu-Xing in den Shaolin Tierstilen (Wu Qin-Xi/Wu Chin Hsi) im Xing Yi Quan, Ba Kua Quan, Tai Ji Quan u. a. besondere Bedeutung. Z. B. im Xing-Xi Quan sind die 5 Basis-Bewegungen den 5 Wandlungsphasen zugeordnet. Die 5 Grundtechniken werden in den 12 Tierformen des Xing-Yi Quan aneinandergereiht und kombiniert. Alle Bewegungen haben eine bestimmte Ausgangsposition (San-Ti).

Die Grundtechniken der 5 Elemente im Xing-Yi sind:

1. Bi (spalten)
Das Qi schwillt stark an und sinkt wie beim Holzhacken wieder ab
2. Beng (durchschlagen)
Hier durchläuft das Qi die Stützen von öffnen und schließen
3. Cuan (schrumpfen)
Qi strömt in einem feinen Strahl aus
4. Bao (betäuben)
Hier schießt das Qi explosionsartig nach außen
5. Heng (durchkreuzen)
Das Qi wird plötzlich bogenförmig ausgestoßen
Allgemein lässt sich sagen:

Feuer:
Seitlicher gerader Fauststoß, wobei die Kraft aus dem Hüfteinsatz generiert wird. Feuer bezieht sich auf die aktuelle Aktivität, eben dem Fauststoß auf dem Weg ins Ziel.
Erde:
Bezeichnet die Kraft, die aus der Erde kommt. Erde entwickelt innere Stärke. Diese Kraft ist schwer, langsam und kommt in der Regel aus einer tiefen Stellung.
Metall:
Ähnlich wie die Kraft der Erde, jedoch mehr streckend unter Berücksichtigung der Einheit des Schlagarmes.
Holz:
Auch wird der Fauststoß betont, jedoch unter Einbeziehung einer Drehung der Gelenke. Wurde Metall auf mittlerer Distanz genutzt, werden die „Holz- Techniken“ aus der Nahdistanz ausgeführt.
Wasser:
Hier sind die Techniken flüssig wie die Wellen des Meeres. Die Wasser-Kraft ist sanft und kommt auf kurze Distanz zur Geltung.

Es muss hier gesagt werden, dass Kampfkünste auch ohne Wissen der Wu Xing Aspekte in der Kampfkunst hohes Niveau erreichen können. Die Theorie der Wu Xing kann aber helfen, das Geschehen in Solo- und Partnerübungen sowie Faust- und Waffenkampf aufzurastern und dienen letztendlich dem tieferen Verständnis im Forschen des eigenen Systems. Auch beziehen sich die Wu-Xing nicht nur auf die „inneren“ Kampfkünste. Jedes System birgt die Aspekte der Wu-Xing. Mir hat es geholfen, die Wu-Xing in den Prinzipien von Tang Lang Quan und Tai Ji Quan zu erforschen. Gerade dadurch wurden die Übungs- und Kampfprinzipien verständlicher. Wu-Xing sowie Yin und Yang sind auf alle Naturerscheinungen, Handlungsweisen und und und … anzuwenden. Unsere westliche Wissenschaft würde revolutioniert, wenn diese Theorien von Grund auf berücksichtigt würden.

Hiermit endet die Einführung in die 5 Wandlungsphasen.

Text: Gerhard Milbrat